Förderung HHU-Zukunftsgruppe “Wettbewerb und Nachhaltigkeit”
Wie passen Klimaschutz und Marktwirtschaft zusammen? Lassen sich umweltpolitische Interessen durch die Zusammenarbeit von Unternehmen erreichen, ohne dass der freie Wettbewerb gefährdet wird? In einem gemeinsamen Projekt werden Forscherinnen und Forscher aus der Juristischen und der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität in den kommenden drei Jahren solche Fragen intensiv untersuchen. Unter Federführung von Prof. Dr. Justus Haucap (Wettbewerbsökonom) und Prof. Dr. Rupprecht Podszun (Wettbewerbsrechtler) haben sie eine sogenannte HHU-Zukunftsgruppe zum Thema “Wettbewerb und Nachhaltigkeit” gegründet. Die Forschergruppe wird von der Heinrich-Heine-Universität finanziell erheblich gefördert, da das Projekt wissenschaftlich besonders bedeutsam ist. Eine Jury hatte das Projekt für diese Förderung als HHU-Zukunftsgruppe ausgewählt.
Worum es in dem Projekt geht, illustriert der Fall der “Initiative Tierwohl”: Unter diesem Label haben sich die führenden Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland zusammengeschlossen, um bestimmte Standards von ihren Zulieferern, den Landwirten, bei Fleischprodukten einzufordern. “Hier prallen zwei Interessen aufeinander”, erläutert Rupprecht Podszun: “Einerseits lehnen wir solche Vereinbarungen von Wettbewerbern ab, da sie möglicherweise den Wettbewerb beschränken. In der Logik von Effizienz und niedrigen Preisen für Verbraucher sind solche Absprachen ein problematisches Beschaffungskartell. Andererseits ist der Tierschutz ein wichtiges Ziel, das sich möglicherweise einfacher verwirklichen lässt, wenn die Marktakteure zusammenwirken als wenn versucht wird, das durch eine Behörde durchzusetzen.” In der HHU-Zukunftsgruppe soll nun geklärt werden, wie sich Standards der Nachhaltigkeit in ein marktwirtschaftliches Ordnungsprogramm einbinden lassen und wie die Durchsetzung solcher Ziele verbessert werden kann. Das ist insbesondere mit Blick auf den Klimawandel wichtig. Der “European Green Deal” der Europäischen Kommission gibt Nachhaltigkeitsüberlegungen hohe Priorität. “Wir haben es bislang nicht geschafft, außer-wettbewerbliche Interessen angemessen zu berücksichtigen, ohne den Erfolg der Marktwirtschaft zu gefährden”, sagt Podszun. Ein gutes Beispiel dafür ist die Prüfung des Unternehmenszusammenschlusses von Bayer und Monsanto: Die Europäische Kommission hat die Fusion als Wettbewerbsbehörde geprüft, dabei aber ausschließlich auf wirtschaftliche Kennzahlen geachtet – nicht auf mögliche umweltpolitische Folgen.
An der HHU-Zukunftsgruppe “Wettbewerb und Nachhaltigkeit” sind neben den Professoren Haucap und Podszun weitere Professorinnen und Professoren der HHU beteiligt: Aus der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät sind dies die Professoren Rüdiger Hahn, Peter Kenning, Hans-Theo Normann und Biliana Yontcheva; aus der Juristischen Fakultät die Professoren Christian Kersting, Charlotte Kreuter-Kirchhof und Jannik Otto.